Wir untersuchen alles, was uns einfällt: Kompass? Ist heil und zeigt die richtige Richtung an. Ruder schief? Auch das ist es nicht. Rudergänger besoffen? Nein, auch das können wir ausschließen. Obwohl die Party in Tallin mit Segel-Freunden, die wir dort getroffen haben, gestern abend ziemlich heftig war, hat es uns nicht so schwer abstürzen lassen, dass wir den Kompass nicht mehr ablesen können.
Trotzdem sind wir nicht da, wo wir unseren Hafen-Berechnungen nach sein müssten...
Und der Grund ist ganz einfach: Wind und Strömung haben uns vom Kurs abgebracht. Das ist völlig normal, denn wir fahren nicht auf Rädern über Land sondern wir schwimmen auf beweglichem Wasser. Und da kann es durchaus passieren, dass wir "quer" durchs Wasser abtreiben, oder dass die Strömung uns auf ihrem Weg ein Stück mitnimmt. Nein, es kann nicht nur: Es WIRD passieren.
"Besteck-Versetzung" ist die
Differenz zwischen "berechnetem Ort" (OK) und "beobachtetem Ort" (OB).
Und diesen Unterschied zwischen "erwartetem Ort" (jedenfalls nach unseren Berechnungen erwartet) und "tatsächlichem Ort" (wir haben Eingeborene gefragt, es sind wirklich 100 km Luftlinie bis Stockholm) nennen wir "Besteck-Versetzung".
Dabei interessieren uns zwei Merkmale dieser Besteck-Versetzung ganz besonders:
- In welche Richtung hat es uns versetzt?
- Wie weit hat es uns versetzt?
Aus diesen beiden Angaben können wir errechnen, wie weit uns Wind und Strömung in einer bestimmten Zeit vom Ziel abtreiben lassen. Und wenn wir das dann in die nächsten Kurs-Berechnungen einfließen lassen, können wir noch genauer aufs Ziel zusteuern und müssen nicht irgendwo Zwischenstation machen, um Eingeborene nach dem Weg zu fragen...
Das ist eine völlig normale Sache, die wirklich jeden Tag passiert. Bei kurzen Strecken stört sie uns nicht. Wenn wir aber über die Ostsee, die Nordsee, das Mittelmeer oder gar Atlantik bzw. Pazifik heizen, kann es leicht passieren, dass wir mehrere Hundert Kilometer neben dem Ziel rauskommen, wenn wir sie nicht berücksichtigen.
Warum heißt es "Besteck-Versetzung"?
Wir nennen unser Navigations-Besteck (Zirkel & Dreieck) meist nur kurz "Besteck". Und Profi-Navigatoren lassen das Besteck in der Nähe des Punktes auf der Karte liegen, von dem aus sie weiterberechnen wollen. Das spart Zeit und Mühe.
Wenn allerdings der tatsächliche Ort dann später ganz woanders ist, dann muss man das Besteck auf der Karte verschieben. Wir nennen das "versetzen". ... Und deshalb heißt es: "Besteck versetzen" oder eben "Besteck-Versetzung".